Zu oft werden wir Selbstständige mit einem „Nein danke, zu teuer“ abserviert. Das anfängliche Interesse des Gegenübers erlischt, sobald es ums Geld geht. Und hierfür werden vielerlei Ausreden bzw. Gründe genannt.
Doch woran liegt es wirklich?
Sehr viele Selbstständige belastet die Tatsache, dass ihre Wunschpreise nicht bezahlt werden wollen. Und es ist mir ein Anliegen, zu dieser verbreiteten Herausforderung Stellung zu nehmen. Denn dieses brisante Problem hat allerlei mit deiner (fehlenden) Marke zu tun – weitaus mehr, als du möglicherweise im ersten Moment vermuten würdest.
Hinter einem „Nein danke, zu teuer“ liegen weitaus mehr Ursachen als „der anderen Person ist der Preis zu hoch!“.
Wofür der Preis steht
Zuerst ist es wichtig, zu verstehen, was die Essenz hinter dem Preis ist. Denn Geld ist an sich nur Papier bzw. fiktiv. Es erhält seinen Wert nicht aufgrund der Ziffern, die draufstehen, sondern aufgrund des Werts, dem wir ihm beimessen.
Geld ist Wertschätzung.
Wir zahlen gerne 1.200 Euro für ein MacBook, weil es in unserer Wahrnehmung so viel Wert ist. Wir zahlen gerne 200 Euro für das Coldplay Konzert, während wir für eine No Name Band nicht mehr als 20 Euro ausgeben würden. Wieso? Weil es uns nicht mehr wert ist.
Wenn du willst, dass Fremde für deine Leistung anständig bezahlen, so musst du den Wert richtig kommunizieren.
Und zwar auf allen Ebenen. Du musst dich darauf fokussieren, dich zu deinem Wert zu verkaufen anstatt zu hoffen, dass das Gegenüber bezahlt. Denn sonst basiert dein Umsatz auf dem Prinzip Hoffnung, und nicht auf dem Prinzip Erfolg. Wie du deinen Wert am Besten kommunizierst, verrate ich dir am Ende dieses Beitrags. (Hol dir hier weitere Tipps zum Thema)
Die 10 häufigsten Gründen, weswegen deine Preise nicht bezahlt werden
- Der Preis ist zu hoch
Der Preis ist dann zu hoch, wenn dein Angebot in den Augen des Gegenübers weniger wert ist. Was du in diesem Fall auf keinen Fall tun solltest, ist, den Preis zu senken. Denn dadurch reduzierst du proaktiv den Wert erneut. Stattdessen solltest du veranschaulichen, welchen Mehr-Wert dein Angebot hat.
Hast du es schon mal erlebt, dass dir jemand mit dem Argument abgesagt hat, dass du zu teuer seist – und dann ein weitaus teureres Angebot gebucht hat? Das liegt schlichtweg daran, dass der Kunde das andere Angebot als wertvoller einschätzt. Im Sinne von „das bringt mich weiter“ – „Das löst mein Problem eher“.
- Der Preis ist zu niedrig
Auch das hilft dir nicht weiter. Denn hatte dein Gegenüber dein Angebot als wertvoller eingestuft, so denkt es plötzlich: „Irgendwas muss faul daran sein – vielleicht ist es doch nicht so gut wie ich gedacht hatte“.
Und gerätst du in die „Rabattschiene“ mit deinem Angebot, so ziehst du Leute an, die dich aufgrund deines günstigen Preises buchen – und umgehend zu anderen Anbietern wechseln, sobald dich diese preislich unterbieten. (Zu den Effekten von Rabattaktionen auf deinen Erfolg hier mehr)
- Das Gegenüber ist nicht dein Wunschkunde
Du sprichst mit jemandem, der eigentlich etwas anders sucht als das, was du anbietest? Dann sei froh, wenn aus der Zusammenarbeit nichts wird. Denn sie hätte euch beiden keinen Spaß bereitet und zu keinem schönen Endergebnis geführt.
- Die Schnorrer
Das sind Menschen, die schon von Haus aus wissen, dass sie nichts kaufen werden. Sie kontaktieren dich in der Hoffnung, dir Information kostenlos abzuschwätzen oder aber auch über die Mitleidsmasche etwas kostenlos von dir zu ertricksen.
Sie nutzen oft die Mitleidstour und selbst wenn du ihnen preislich entgegenkommen würdest, beharren sie weiterhin auf dem „Ich kann es mir nicht leisten“ – Problem. Selbst würdest du nur 5 Euro verlangen, würden sie noch immer drauf beharren, es sich nicht leisten zu können. Sie wertschätzen weder dich noch deine Arbeit und auch nicht deine Zeit. Denn die bittere Wahrheit ist: Sie hatten NIEMALS vor, bei dir ein kostenpflichtiges Angebot zu buchen. Hinterfrage also bitte auf KEINEN FALL den Wert deines Angebots bzw. deiner Preise, wenn du an diese unverschämte Kategorie Mensch gestossen bist.
- Die Chemie passt nicht
Wenn die Chemie nicht passt, und es einfach nicht richtig harmoniert, dann ist der Preis sekundär. Dann sagt der Bauch „NEIN!“ und der Verstand sucht eine Ausrede. Ist dies der Fall, so nimm das nicht persönlich – meist ist es wirklich besser, wenn daraus nichts wird. Denn kein Geld der Welt kann dieses Ungleichgewicht an Harmonie auf der persönlichen Ebene aufwiegen.
- Du willst verkaufen, investierst aber nicht
Du kannst nicht erwarten, dass dich jemand in den Arm nimmt, wenn du das selbst nicht tust. Und du kannst nicht erwarten, dass dein Gegenüber ein Lächeln auf dem Gesicht hat, wenn du selbst niemals lachst. Wieso sollte dein Gegenüber dann gerne Geld für deine Leistung ausgeben, wenn du es selbst niemals tust?
Du kannst nicht sagen, dass andere Hilfe brauchen, während du überzeugt bist, es alleine zu schaffen.
Das ist unglaubwürdig und nicht authentisch und funktioniert nicht. Du kannst auch nicht selbst maximal 100 Euro in Fortbildungen investieren, gleichzeitig aber ein Produkt oder ein Coaching im vierstelligen Bereich verkaufen.
- Du erlaubst dir nicht, Geld zu verdienen
Glaubenssätze aus deiner Vergangenheit wie „Geld stinkt“, „Nur mit viel Schweiß kann man viel verdienen“, „Wer reich ist, ist arrogant“, „Ich darf nicht mehr verdienen als die Männer der Familie“, usw. beeinflussen dein gesamtes Verhalten gegenüber deiner Preissetzung und deiner Beziehung zu Geld. Wenn dich dein Money Mindset blockiert, hilft dir auch dieser Beitrag.
- Das Gegenüber hat wirklich kein Geld
Die Wahrheit ist, dass diese nette Phrase „Ich hab kein Geld“ oft als Ausrede genutzt wird. Weniger oft, aber auch verbreitet, ist die nette Phrase „Ich muss das erst noch mit meinem Mann besprechen.“ Dieselbe Person, die dir sagt, dass sie wirklich kein Geld hat, nimmt im nächsten Moment einen Anruf auf ihrem brandneuen Smartphone entgegen – und bucht die Woche drauf ein Programm um den doppelten Preis.
Wie bereits vorhin erwähnt, ist es eine Frage der Wertigkeit:
Wenn du willst, gibt es einen Weg. Wenn du nicht willst, gibt es Gründe.
Wir alle haben ein soziales Umfeld, das uns aushilft. Ratenzahlung löst sehr oft kurzfristige Engpässe. Und ist man wirklich damit konfrontiert, enteignet zu werden, dann ist der Zeitpunkt möglicherweise nicht der Beste, um eine Selbstständigkeit auf- oder auszubauen.
9. Das Gegenüber kann es eigentlich besser
Es gibt jene Kunden, die der Meinung sind, dass sie deine Leistung eigentlich gar nicht benötigen. Dass sie das selbst oder mit Hilfe von Youtube Videos auch hinkriegen. Sei es ein Erklärvideo, Texte, Logos, oder sonstiges. Ich frage mich dann immer: WIESO BUCHT IHR DENN DANN ÜBERHAUPT EIN ERSTGESPRÄCH?
10. Freundschaftspreise und Freunde von Freunden
Freunde und Bekannte von Bekannten, Nachbarn und Kindergartenbekannte erwarten oft „Spezialpreise“, auch „Freudschaftspreise“ genannt. Und ganz ehrlich: DAS IST WIRKLICH FRECH. Wieso? Weil es gerade ihnen ein Anliegen sein sollte, dein Business zu unterstützen.
Gerade Familie und Freunde sollten deine Arbeit und Leistung wertschätzen und dich gerne entsprechend bezahlen wollen!
Es gibt selbstverständlich die Möglichkeit, Freundschaftsaktionen oder „preisliches Entgegenkommen“ in Form eines EXTRAS anzubieten. Etwas Wertvolles also zusätzlich zum bestehenden Angebot hinzuzufügen. Eine halbe Stunde Coaching, eine Arbeitsprobe, und mehr.
Meine persönlichen Erfahrungen mit falschen Preisen
- Ich habe bereits bei ähnlichen Angeboten das teurere gewählt, weil mir die Person sympathischer war und ich ihr daher eher zutraute, mich bestmöglich betreuen zu können. Mir war bei der Entscheidungsfindung der Faktor „Bauchgefühl“ weitaus wichtiger als das Geld an sich, das ich bezahlt habe.
Normalerweise entscheidet der Bauch – und der Verstand gibt das offizielle Einverständnis.
- Ich habe bereits für etwas zu viel bezahlt – ich hatte also im Laufe der Zusammenarbeit bemerkt, dass das, was ich erhielt, nicht dem versprochenen Wert entsprach. Der Effekt davon war rundum negativ: ich war enttäuscht, fühlte mich verraten, und werde diese Person nicht weiterempfehlen. Hätte sie die Hälfte für dieselbe Dienstleistung verrechnet, wäre ich hellauf zufrieden gewesen.
- Sind deine Markenkommunikation und dein Expertenstatus klar, so ist auch klar, dass deine Arbeit den entsprechenden Wert hat. Und das Schöne: die Wunschkunden bezahlen dann anstandslos und gerne – weil sie deine Leistung wertschätzen 🙂
Ich kann diesen Beitrag nicht beschliessen ohne nicht eine meiner Lieblingsantworten auf die Frage: „Können Sie es mir nicht günstiger anbieten? Können wir etwas beim Preis machen?“ zu verraten. Keine andere veranschaulicht besser die Absurdität dieser frechen Frage. Es ist folgende: „Was wollen wir denn aus dem Angebot rausstreichen?“ 😉
Und ich wundere mich immer wieder, wenn ich diese Widersprüchlichkeit beobachte! Denn:
Niemand möchte viel bezahlen. Aber alle wollen gut bezahlt werden.
Was dir dabei hilft, den Wert deines Angebots richtig zu kommunizieren
Es gibt in meinen Augen keinen besseren Weg als jener über deine glasklare Markenkommunikation, um dein Gegenüber von der Einzigartigkeit und dem Mehr-Wert deines Angebots zu überzeugen. Mehr dazu lernst du auch in meiner kostenlosen Marken Masterclass. Genau genommen überzeugst du nicht mit deiner starken Marke an deiner Seite, nein. Du BEGEISTERST! Im Workshop erkläre ich dir höchstpersönlich die ersten wichtigen Schritte – und dabei kommt auch das Thema „Der richtige Preis“ nicht zu kurz!
Denn solltest du bis hierher gelesen haben, so hast du vermutlich das Thema „Sorry, zu teuer“ schon selbst ins Gesicht geklatscht bekommen. Ich hoffe, dass dir meine Abhandlung hier dabei hilft, mit dem Thema noch besser umgehen zu lernen und daran zu schrauben, es mithilfe der richtigen Markenstrategie in den Griff zu bekommen.
Abschliessend würde mich wirklich brennend interessieren, in welchen der hier genannten Fallen du dich selbst bisher am öftesten wiedergefunden hast, wenn dein Gegenüber mit: „Danke, aber zu teuer“ abgewunken hat? Erzähl mir von deinen Erfahrungen anbei im Kommentar! Ich bin wirklich sehr gespannt 🙂
Melanie Huemer meint
Vielen, vielen Dank für diesen Artikel, liebe Theresa!
Es ist ein ständiger Prozess, für seinen (Selbst-)Wert einen Preis zu definieren. Sich unter Wert zu verkaufen, damit man zumindest Umsatz hat, schadet langfristig dem Selbstbewusstsein mehr, als solche Aufträge abzulehnen. Gerade in der Texterbranche begegnen mir immer wieder solche Kunden, die Expertenwissen zum Dumpingpreis wollen. Von mir bekommen sie das nicht mehr 😉
Theresa Ehsani meint
Liebe Melanie, ja, ich sehe das genauso wie du. Gut, dass du Grenzen setzt – denn tut man das nicht, so überschreitet das Gegenüber genau diese. LG, Theresa
Tamara meint
Liebe Theresa, vielen Dank für deinen tollen Artikel! Ich habe mich ehrlicherweise in 2 deiner Punkte ertappt!
Einerseits „der Preis ist zu hoch“, denn Aussagen wie „Waaaas so viel kostest das? Und was, wenn es nicht klappt?“ … haben mich schon des Öfteren an mir zweifeln lassen; dh mein Selbstwert kam gewaltig ins wackeln!
UND die „Freundschafts-, Bekanntenkarte“ kam leider auch schon zu oft zum Einsatz, weil ich gerne helfe, wenn sich jemand plagt!
Wobei ich glaube, dass ich mir mit der 2. Problematik noch schwerer tu, diese loszulassen.
Und ja, aus Erfahrung weiß ich, dass es immer an meinem Selbstwert liegt, wenn es auftaucht! 😉
Theresa Ehsani meint
Liebe Tamara, danke für deine ehrlichen Worte – darin erkennen sich ganz ganz viele wieder. Daran aber unbeständig zu arbeiten, ist der erste Schritt in die richtige Richtung 🙂 Weiterhin viel Erfolg!! LG, Theresa
Denise meint
Liebe Theresa, danke für die übersichtliche Darstellung. Ein weiterer Grund, der meiner Erfahrung nach sehr häufig vergessen wird, ist, dass die Anbieter noch nicht genug „mitbringen“, um einen hohen Preis zu verlangen. Das kann man in den verschiedensten Branchen immer wieder beobachten, dass Menschen Expertenhonorare verlangen, ohne das notwendige KnowHow, Erfahrungswissen usw. mitzubringen. Ein Weg kann also auch sein, sich weiter zu entwickeln und (noch) besser zu werden. Das nur als Ergänzung. Liebe Grüße, Denise Ritter von #urbanescoaching
Theresa Ehsani meint
Liebe Denise, danke für deinen wertvollen Input. Ich selbst treffe leider zu 99% an selbstständige Frauen, die sich unter ihrem Wert verkaufen. Sich über dem eigenen Wert zu verkaufen, ist natürlich auch nicht okay – doch wie rechtfertigen diese Leute, ohne Erfahrung und notwendigem Know-How überteuerte Preise verlangen zu dürfen? Das würde mich interessieren. Zu viel zu bezahlen, das ist mir selbst als Kundin passiert mit der Sache, für die ich rückblickend gesehen zu viel bezahlt habe (davon erzähl ich im Artikel). Ist dir sowas auch schon mal passiert? Liebe Grüsse, Theresa
Karin Christine meint
Liebe Theresa,
ein dickes Danke für diesen Artikel.! Klar, Einiges schon bekannt, Erinnerung tut jedoch immer gut. 🙂 Zwei Punkte haben mich lächeln lassen… einmal, dass Freunde und Bekannte schließlich diejenigen sein sollten, die unsere Arbeit besonders wertschätzen, und zum Anderen, die Frage „Was wollen wir denn aus dem Angebot rausstreichen?“ Haha… cooool. DAS ist echt ne dolle Idee!
Weiterhin viel Erfolg für Dich, werde öfter mal vorbeischauen…
Herzliche Grüße… Karin
Theresa Ehsani meint
Liebe Karin, schön, dass dir der Artikel gefallen hat! Freu mich, dass du meinen Blog nun öfter beehren wirst!! Liebe Grüsse, Theresa
Frances Dahlenburg meint
Liebe Theresa,
danke. Du hast vollkommen Recht.
Ich bin auch, gerade am Anfang, auf dieses „Ich-habe-kein-Budget“ -Argument voll eingestiegen. Und habe mich beim Arbeiten für einen viel zu niedrigen Preis sehr geärgert.
Ich habe das den Kunden nach der ersten Leistung dann ganz offen kommuniziert und ihnen auch gesagt, dass sie sich anderenfalls doch besser nach einem anderen Anbieter umsehen.
Das fiel mir ganz und gar nicht leicht, doch ich sehe nicht ein, mich zu verschenken.
Es sind – früher oder später – alle Kunden wiedergekommen. Zum Teil sind langfristige Geschäftsbedingungen daraus entstanden, die keiner von uns mehr missen möchte.
Theresa Ehsani meint
Liebe Frances, deine Erfahrung kann ich nur bestätigen: jene, die deine Leistung wertschätzen, bezahlen auch gerne den entsprechenden Preis. Toll, dass du die Grenze gezogen hast. Das fällt niemandem leicht, doch best things happen outside the comfort zone 🙂 LG, Theresa
Stefanie Motiwal meint
Auch heute noch aktueller denn je. Sehr schön geschrieben und viele wichtige Punkte hast du angesprochen.
Den Satz „Niemand möchte viel bezahlen. Aber alle wollen gut bezahlt werden.“ werde ich mir auf jeden Fall merken, falls nochmal jemand zweifelt.
Danke 🙂
Theresa Ehsani meint
Liebe Stefanie, wie schön, dass dir mein Beitrag gefallen hat.