Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, und die gleichzeitige Angst, als „Hochstaplerin“ aufzufliegen, umgibt die meisten Frauen wie die Luft zum Atmen. „Ich bin nicht gut genug!“ Wie oft denkst oder sagst du diesen Satz über dich? Diese Selbstzweifel sind ganz besonders unter intelligenten Frauen verbreitet und es ist schwierig, sie zu beenden.
Nur zu oft muß ich in diesem Zusammenhang an meinen ehemaligen Universitätskollegen Robert denken, der vor Selbstbewusstsein strotzte obwohl er wahrlich keinen Grund dazu hatte. Das irritierte mich damals schon. Oft fragte ich mich innerlich: „Wie kann es nur sein, daß hinsichtlich dem Selbstbild der eigenen Leistung eine derartige Schieflage besteht?“
Sigi Heidi Hohner ist Klinische Psychologin, Autorin, Life- und Transformations-Coach und die Inhaberin von Soulpowerment Coaching. Als Ex-Impostor und ehemalige Chefredakteurin von MTV weiß sie, wie es sich anfühlt, nie zu genügen – und was das Leben für einen bereit hält, wenn man das überwindet.
Heute ist sie davon überzeugt, dass jede Frau es schaffen kann, ein Leben mit den drei großen „L“ zu führen: In Luxus, Liebe und Leichtigkeit. Und zwar aus eigener Kraft und mit Freude.
Und dieser Überzeugung kann ich mich nur anschließen!! Mit Sigi führte ich 2019 ein sehr erfolgreiches Rebrandingprojekt durch und unsere Wege blieben seither verbunden – denn ich lade sie seit Jahren als Guestspeakerin in meine Next Level Mastermind ein. Nun aber lade ich dich dazu ein, folgenden Artikel aus ihrer Feder zu genießen:
Die Ausbreitung des Imposter-Syndrom unter uns Frauen
„Ich bin nicht gut genug!“ Wie oft denkst oder sagst du diesen Satz über dich? Das Interessante ist: Je öfter du das tust, desto weniger entspricht es der Wahrheit! Es besagt sogar, dass du viel klüger bist, als du denkst: Eine Forbes-Studie hat ergeben, dass über 70% der Menschen an einem sogenannten „Impostor-Syndrom“ leiden.
Es beschreibt die fundamentalen Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und bedeutet übersetzt: „Hochstapler-Syndrom“
Es betrifft überproportional häufig leistungsstarke und intelligente Menschen (also dich!), die trotz ihrer Fähigkeiten in der Angst leben, die Umwelt könnte merken, dass sie alles in Wirklichkeit nur vorgaukeln.
Wenn du auch manchmal von dir glaubst, dass du gar nicht so gut bist, wie deine äußeren Umstände oder deine berufliche Position es meinen lassen, dann bist du damit in prominenter Gesellschaft: Die jüngst verstorbene Queen Elizabeth II., Lady Michelle Obama oder Hollywoodstars wie Charlize Theron sprachen offen darüber, sich wie Hochstaplerinnen zu fühlen. Die Psychologinnen P. Clance und S. Imes beschrieben 1978 in einer Studie dieses Phänomen erstmals, und zwar auf Frauen zugeschnitten:
„Diese Frauen verharren trotz herausragender akademischer und beruflicher Leistungen in dem Glauben, dass sie in Wirklichkeit nicht klug sind und jeden getäuscht haben, der etwas anderes denkt.“
Interessanterweise kommt das bei Männern genauso häufig vor – sie geben es laut P. Clance allerdings nur in anonymen Umfragen zu, so dass es kaum „bekennende“ Imposter gibt.
Nun sind wir alle einmal in Situationen, in denen wir Selbstzweifel haben. Beim „Impostor-Syndrom“ sind diese aber wie eine Flatrate vorhanden und machen es dir schwer, das Leben zu genießen. Es scheint dir nicht und nicht zu gelingen, die Selbstzweifel zu beenden.
Die folgende Liste an Gedankenschleifen sind typisch für so ein Wertlosigkeitserleben:
- Ich bin nicht gut genug.
- Ich zweifle oft an mir und meiner Leistung.
- Mein letzter Erfolg war Zufall oder Glück.
- Ich habe mich über kaum über diesen Erfolg gefreut.
- Mein letzter Misserfolg war allein meine Schuld.
- Mein Umfeld überschätzt mich.
- Ich habe Angst, dass jemand merkt, wie unfähig ich bin.
- Ich bitte selten um Hilfe.
- Komplimente sind mir unangenehm.
- Die Meinung von anderen Menschen ist mir sehr wichtig.
Warum macht es für dich Sinn, herauszufinden, ob du auch eine Tendenz zu diesen chronischen Selbstzweifeln hast?
Eine ständig negative Einstellung dir selbst gegenüber und die Angst, als Schwindlerin aufzufliegen, verursacht einen dauerhaft hohen Stresslevel – und das ist nicht gesund.
Weil Lob und Anerkennung bei dir nie ankommen, arbeitest du immer gegen einen inneren Widerstand an. Dann bist du zwar durchaus leistungsfähig und fleißig – aber nur für eine bestimmte Zeit.
Irgendwann bist du erschöpft und Burn-out gefährdet, weil es nie „reicht“ oder gut genug ist.
Das Vergnügen, dann und wann stolz auf die eigenen Leistungen zu sein und sich eine Weile auszuruhen, können „Imposterinnen“ nämlich selten oder nie erleben. Und das wirkt sich natürlich auch auf die Stimmung im Team oder in der Beziehung aus! Daher ist es so wichtig, diese Selbstzweifel zu beenden.
Warum aber neigen wir überhaupt dazu, uns selbst innerlich so fertig zu machen?
Das wichtige ist: Du machst das nicht mit Absicht. Auch wenn es sich so anfühlt, entwickeln wir so ein „Nicht-gut-genug-denken“ nicht, um uns zu schaden.
So ist auch das „Impostor-Syndrom“ nichts anderes als ein zur Angewohnheit gewordener Schutzmechanismus unseres Nervensystems.
Weil früher unser Überleben so sehr von unserer Rolle in der Gemeinschaft abhing, löst ein „Besser-Sein“ bei vielen immer noch insgeheim Angst aus: Wir wollen auf gar keinen Fall in den Gruppen und Familien, zu denen wir gehören, jemanden vor den Kopf stoßen und haben deshalb das Bedürfnis, auf deren Level zu bleiben und uns anzupassen.
Sich in Worten und Gedanken kleiner zu machen, als man wirklich ist, dient also einer überlebenswichtigen Sache: Der Zugehörigkeit.
Glauben wir, nicht mehr dazu zu passen, weil wir glücklicher, erfolgreicher, klüger sind als der Rest, regeln wir unbewusst herunter und machen uns in Worten und Gedanken wieder passend zur Gemeinschaft.
Andererseits wohnt aber in allen von uns auch noch ein zweiter, entgegengesetzter Wunsch nach Wachstum: Wir haben das Bedürfnis danach, etwas zu erreichen, was noch keine Frau in deiner Familie oder Ahnenreihe erreicht hat. Wir streben nach Entwicklung, Verbesserung – und schaffen das auch, wenn du dir dein Leben einmal objektiv betrachtest. Gleichzeitig meldet aber dann bei manchen das Nervensystem: „Willst du wirklich hervorstechen? Gehörst du dann noch dazu?“
Die gute Nachricht ist: Gegen dieses „sich innerlich selbst vergiften“ gibt es ein Mittel.
Laut der amerikanischen Psychologin Brené Brown hilft gegen diesen negativen Anpassungszwang hauptsächlich eines:
Empathie und Wertschätzung – und zwar sich selbst gegenüber.
Denn Anerkennung oder Lob von außen kommt ja bei notorischen Selbstzweiflern überhaupt nicht an. Die „Heilung“ muss also von innen, von dir selbst kommen.
Wie schaffst du es, netter zu dir selbst zu sein und Selbstzweifel zu beenden indem du sie durch Selbstwertschätzung und Selbstempathie ersetzt?
Indem du verstehst und dir immer wieder sagst, dass diese negative innere Stimme nur eine Stressreaktion ist und nicht die Wahrheit über dich sagt. Und dass sie das nicht tut, um dir zu schaden, sondern um dich davor zu schützen, zu sehr hervorzustechen. Und dass dieser Schutz zwar eine biologische Reaktion deines Nervensystems ist, aber nicht notwendig ist, weil Weiterentwicklung wirklich Freude machen kann.
Natürlich macht es bei einem ausgeprägten Wertlosigkeitsdenken und bei der Unfähigkeit, die Selbstzweifel zu beenden, Sinn, sich Unterstützung bei einem Therapeuten oder Coach zu suchen. Wenn aber auch selbst spüren willst, dass du klug und erfolgreich bist, kannst du dir regelmäßig folgende Fragen beantworten:
- Wie unbeschwert war ich als Kind?
- Was habe ich seitdem schon geschafft? (Hier können Sie durchaus auch banale Dinge nennen wie: „Auf die Welt kommen“, „Radfahren, Lesen, Schwimmen lernen“)
- Wann habe ich außerdem etwas geschafft, was „Fortschritt“ bedeutet – verglichen mit meinen Eltern oder meinem Umfeld?
- Wenn ich selbst mein bester Freund, meine beste Freundin wäre, wie würde ich mich dafür loben?
- Was sagt meine selbstkritische Stimme dazu?
- Wem werde ich ab jetzt glauben?
- Was ist die positivste Formulierung über mich, mit der ich mitgehen kann?
„Ich habe verstanden, dass ich nicht alles glauben darf, was ich an Negativem über mich denke!“: Wenn du die letzte Frage so beantwortest, kannst du allmählich einen positiveren inneren Dialog in Gang bringen. Bis du vielleicht nach einiger Zeit in der Lage bist, ein erleichterndes: „Das habe ich gut gemacht“ zu dir selbst zu sagen – denn das ist es, was WIRKLICH der Wahrheit entspricht.
Weiterführend empfehle ich dir diesen Artikel zum „Erfolgsfaktor Vertrauen als wichtigste Erfolgszutat für dich und dein Business“ sowie diesen „Wieso du gut genug bist, um JA zur dir und deinem Erfolg zu sagen!“
Verrate mir gerne anbei im Kommentar, wie dir der Artikel gefallen hat und welche Erfahrungen du mit dem Thema hast.
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